Phönix, der Vogel, der aus seiner eigenen Asche aufersteht, ist ein Symbol der Unsterblichkeit.
Auch das Gedicht beschreibt etwas, das nicht sterben will.
Mit einer Kaskade von drei Bildern wird der immer
gleiche Vorgang beschworen.
Und drei Mal mit einem ganz stereotypen Ergebnis:
Es war vergebens.
Was war vergebens?
Wenn man genau hinsieht, ist nicht von einem natürlichen
Sterben die Rede.
Da hat vielmehr jemand massiv nachgeholfen.
Die Blüten sind nicht von selbst von den Bäumen
abgefallen.
"Ich" habe sie von den Bäumen geschüttelt.
"Ich" habe die Blumen abgemäht.
"Ich" habe meine Lieder verbrannt.
"Ich " habe versucht, meine Liebe lebendig
zu begraben.
Aber sie ist offensichtlich nicht sterblich.
Dabei bleibt offen,
ob diese Unsterblichkeit ein Segen oder ein Fluch
ist.
Und es bleibt auch offen, ob sich der Autor die
ganze Geschichte
mit ihrem nachfühlbaren Schmerzpotenzial
nachträglich aus seinem Leben weg wünscht
-
oder ob er sagt:
"Ich habe den meisten Menschen etwas voraus:
Ich habe Stoppeln blühen sehen,
ich konnte miterleben, wie ein Baum vor meinen
Augen aus einem Grab wuchs,
und ich hüte eine Asche, die kein Zeitablauf
kalt werden lässt."
In einem anderen Gedicht spricht der Autor von
Helden einer Geschichte
"die im Kampf gegen ihr Glück strahlende Siege
feiern".
Das ist mehr als Sarkasmus.
Es ist wohl einfach die Geschichte,
dass sich jemand entschließt,
sich die Erfüllung einer Liebe zu versagen.
Und so blühen die Blüten
ohne jemals zu vielleicht bitteren Früchten
heranzureifen.
Der Baum wird niemals einen Schatten werfen
und kein Windstoß wird in die Asche fahren
und sie zu schmutzigem Staub werden lassen.
In der Internetfassung des Gedichts steht der
Text neben einem Bild
mit dem Titel "Goldregen in der Schwärze".
Es soll daran erinnern, dass Licht nur wahrnehmbar
ist als Gegensatz zur Düsternis -
Glück nur existiert, indem es sich vom Schmerz
abhebt,
ein heller Strich auf hellem Grund nichts-sagend
ist.
Ob es Zufall ist, dass da noch ein Text
(in neutral eingestellten Browsern)
auf einem schwarzen Hintergrund steht,
auf dem schwarze Schrift nur sichtbar wird, wenn
man danach sucht?
Keine Reue
Wir stehen immer wieder vor Weggabelungen. Wir stellen uns vor, was
uns auf dem einen und auf dem anderen Weg hinter der nächsten Biegung
erwarten könnte. Wir vergleichen und dann entscheiden wir uns.
Von diesem Moment an dürfen wir nie wieder vergleichen. Denn nun
lernen wir auf einem der Wege die Realität kennen - und bleiben für
den anderen für immer auf eine nicht mehr nachprüfbare Vorstellung
angewiesen.
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